Nein, es geht hier nicht die Rede von Klimawandel, Wolkenbrüchen und verheerenden Überschwemmungen, von denen unser Land trotz der miesen Wetterlage, gottlob verschont geblieben ist.
Aber es soll damit auf eine andere, viel nachhaltigere Katastrophe aufmerksam gemacht werden, die unser Land heimsucht und irreparable Schäden ungeahnten Ausmaßes hinterlässt.
Visiert ist damit nicht einmal die schwere institutionelle Krise, die die Enthüllungen in der Geheimdienst- und Bommeleeër-Affäre ausgelöst haben und die das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Politik, den Staat und seine Institutionen bis in die Grundfesten erschüttert hat.
Ich möchte den Focus vielmehr auf eine Nachricht richten, die leider im Srel-Bommeleeër-Getümmel viel zu kurz gekommen ist. Nämlich die Tatsache, dass es im Lande Luxemburg (bei weitem) nicht mehr möglich ist, genügend qualifizierte Lehrer einzustellen, weil zu viele Kandidaten das Examen nicht schaffen. Wenn von 600 Aspiranten am Ende noch 145 übrig bleiben, obschon 244 Posten zu besetzen sind, dann ist das schlicht und ergreifend eine nationale Katastrophe. Gibt es in einem Land eigentlich etwas Schlimmeres, als wenn diejenigen, die sich berufen fühlen, die heranwachsende Generation zu unterrichten und auszubilden, selbst größtenteils unfähig sind, die Hürde zum Lehrerberuf zu nehmen?
Dieses Resultat bestätigt uns, dass das jahrzehntelange erziehungs- und bildungspolitische Chaos diesen Staat nachhaltiger ruiniert als es jede noch so schlimme Unwetterkatastrophe könnte. Schlamm und Unrat kann man beseitigen, unbrauchbar gewordenes Inventar ersetzen; das was auf bildungspolitischem Plan versäumt und vermasselt wurde, ist jedoch nicht mehr gut zu machen.
Das Schlimme ist, dass diese Katastrophe sich ja nicht auf einen oder zwei Jahrgänge beschränkt, sondern dass das Niveau durch das regierungsseitige Missmanagement bei den nachfolgenden Jahrgängen noch weiter absinken wird. Dieser Tage wurde mir aus berufenem Munde an Hand von Beispielen zugetragen, wie schlimm es um die aktuellen Leistungen im Première-Examen bestellt ist. Wenn es nicht zum Heulen wäre, dann oftmals zum Strapazieren der Lachmuskeln.
Die Flutgeschädigten in Deutschland, Tschechien und Österreich wissen, dass es einen Lichtblick gibt: das Hochwasser geht zurück und irgendwann werden auch die diesbezüglichen Schäden überwunden sein. Die von der Luxemburger Bildungskatastrophe Betroffenen können jedoch keinen derartigen Lichtblick erkennen: die bildungspolitischen Wettervorhersagen künden keine Besserung an und die ebenso reformwütige wie chaotische Ministerin ist dabei, nach der gründlich vermasselten Primärschulreform nun auch noch den Sekundarunterricht absaufen zu lassen.
In der Privatwirtschaft wird bei einer derartig desaströsen Bilanz entweder das Management gefeuert oder der Betrieb geht pleite. In der Luxemburger Politik gelten diese Regeln natürlich nicht: Diejenigen, die das Land institutionell und bildungspolitisch an den Rand des Abgrunds gebracht haben, klopfen sich gegenseitig auf die Schultern und vertrauen darauf, dass der „dumme“ Wähler doch immer wieder die Gleichen wählt.
Es ist zu hoffen, dass das diesmal nicht mehr der Fall sein wird und dass diese Koalition der Chaoten und Amigos von dem von ihnen verursachten institutionellen und bildungspolitischen Hochwasser hinweggeschwemmt wird. Das ist der einzig sichtbare Lichtblick am wolkenverhangenen Himmel über dem „gelobten Lande“ Luxemburg.
Roby Mehlen, Éierepresident vun der ADR
Dësen Artikel ass de 14. Juni an der Rubrik “Zu Gast” vum Lëtzebuerger Land publizéiert ginn.